Im Treni dei Sapori unterwegs auf der Iseo – Bahn

Die Genuss-Bahnstrecke für alle Sinne
Für viele ist sie immer noch ein Geheimtipp – die Iseobahn. Ihr Ausgangspunkt ist in Brescia, der zweitgrößten Stadt der Lombardei. Der wahre Genuss ist genau 103 km lang. Zunächst fährt die Bahn durch die Franciacorta, einer berühmten Weingegend. Dann folgen zwischen Iseo und Pisogne traumhafte 25 Trassenkilometer. Immer dem Lago di Iseo entlang. Nach Pisogne verlässt die Trasse den Iseosee. Nun beginnt das Valcamonica, ein 70 Kilometer langes Tal. Es ist berühmt für seine prähistorischen Felsritzungen, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Bald ist die Endstation Edolo mitten in den Bergen erreicht. Seit 1993 betreibt die lombardische Eisenbahngesellschaft FNM die Strecke.

Der Iseo See – ein See wie aus dem Bilderbuch
Tiefblaues Wasser, umgeben von viel Natur, so präsentiert sich der Iseosee seinen Gästen. Mit seiner Größe von 65,3 qkm ist der viertgrößte oberitalienische See 25 Kilometer lang und bis zu 251 Meter tief. Trotz den vieler bis ans Wasser steil abfallender Felsformationen kannst du dank der harten Arbeit vieler damaliger Männer heute den See komplett umfahren. Die Straße ist an vielen Stellen aus dem Felsen gehauen. Den Zulauf bildet der Fluss Oglio. Im See gibt es drei Inseln. Mit einem Radius von 9,4 km ist die Monte Isola die größte Insel in einem südeuropäischen Binnengewässer und gleichzeitig auch eines der schönsten Dörfer Italiens. Dann die Isola di San Paolo. Sie befindet sich im Privatbesitz der Familie Beretta, der eine der größten Waffenschmieden in Italien gehört. Und die geheimnisvolle Insel Loreto mit ihrer außergewöhnlichen Geschichte und den zahlreichen Kuriositäten. Dem Ufer entlang liegen die Orte Lovere, Marone, Vello, Pisogne, Sulzano, Iseo, Paratico und Riva di Solto.

Das „Warum“ für diese malerische Strecke: Die Industrialisierung und die Mobilität
Den Bau dieser malerischen Strecke von Iseo in die Berge wurde im Jahr 1900 vom italienischen Staat der Provinz Brescia genehmigt. Die Landesbehörde übergab wiederum 4 Jahre später die Konzession an Società Italiana Ferrovie e Tramvie (SNFT), die sogleich mit dem Bau der Strecke begann. Wie auch die Straße meißelten viele starke und mutige Männer die Trasse durch den Felsen. Einige verloren dabei ihr Leben. Zwischenzeitlich wurde die bereits seit 1885 bestehende Strecke zwischen Bresica und Iseo ebenfalls an die SNFT verkauft. Das ermöglichte erst die durchgehende Verbindung bis ins Valcamonica. Stück für Stück wurde die Strecke immer länger. Der erste Zug fuhr jeweils auf den Strecken Brescia–Iseo am 21.06.1885, Iseo–Pisogne am 08.07.1907, Pisogne–Breno am 22.12.1907 und Breno–Edolo am 04.07.1909.

Damals von großer Bedeutung
Güterverkehr findet seit 2009 nicht mehr statt. Die letzten Güterzüge bedienten ein Stahlwerk bei Sellero. Zuvor hatte der Güterverkehr aber eine große Bedeutung. Denn vor der oben beschriebenen Strecke gab bereits seit 1876 eine 10 km lange Stichstrecke bis an das südliche Ufer des Sees. Deren Fertigstellung unterstützten vor allem die Stahlwerke in Lovere und die Zementwerke in Pilzone. Von Sarnico wurden die Waggons mit Pontons – gezogen von Schleppern – trajektiert. Von 1885 an stellte die staatliche Strecke Brescia–Iseo eine mächtige Konkurrenz dar. Die Zementwerke fielen sodann als Kunde ab. Nachdem die östliche Strecke weiter gebaut wurde, waren Überlegungen laut, den Trajektverkehr nach Lovere statt über Paratico-Sarnico von Pisogne aus abzuwickeln. Das hätte die Strecke von gut 30 km auf ein Sechstel verkürzt. Warum bis heute kein Gleisanschluss ins Stahlwerk verlegt wurde, ist für jedermann ein Rätsel. Nach der dritten Stahlkrise 1986–1994 wurde die Anlage in den 1990 Jahre zwar modernisiert, aber nach all meinen Recherchen ist bis heute hier so wirklich  noch nie ein Waggon verladen wurden. Denn seit Ende der 90er Jahre wird das Werk nur noch per Lkw beliefert. Es bleibt ein Relikt einer vergangenen Zeit.

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Der „Il Treno dei Sapori“ – Genuss für alle fünf Sinnen
Der historische Zug fährt an vielen Tagen im Jahr von Iseo nach Pisogne, am nordöstlichen Ufer des Iseosees. Deine Genuss-Tour beginnt mit einer kurzen Stadtführung in Iseo. Ein kleines schnuckeliges Städtchen am gleichnamigen See. Tipp: Im Juli und August solltest du  deinen Aufenthalt hier meiden oder auf den Abend verlegen. Das Örtchen ist dann tagsüber ziemlich überlaufen. Bekannt wurde der Ort, dem Namensgeber des Sees, 2016 durch den Verpackungskünstler Christo, der hier seine „floating piers“, seine schwimmenden Stege hinüber zur Monte Isola installierte. Mit einem Aperitif wirst du im Zug empfangen. Schon bald rumpelt der Zug los. Wirklich entlang des Seeufers, durch Dörfer wie Vello, mit einem der bekanntesten Eisenbahn-Motive – dem Tunnel unter der Kirche St. Eufemia. Unterwegs hält der Zug einige Male, damit du die kulturellen Sehenswürdigkeiten, Weingütern und lokale Produzenten besuchen kannst. Während dessen bereitet die Crew typisch regionale Speisen aus der traditionellen Küche zu:

• Aperitif
• Platte mit Wurstwaren und Käse
• Hauptspeise der Saison
• Dessert
• Kaffee
• Lokal produzierter Grappa
• Mineralwasser
• Verkosten von Franciacorta Weinen mit einem Sommelier

Kunst, Geschichte, Kultur, Natur und Gaumenfreude verschmelzen im Zug zu einem gemeinsamen Erlebnis. Es gibt unterschiedliche Touren. Du solltest aber unbedingt eine Tour wählen, wo du auch die Isola Monte besuchen wirst. Übrigens, eines der schönsten Dörfer Italiens. Und wenn du schon einmal dort bist, scheue nicht die Mühe und Anstrengung, um hinauf zur Kirche der Madonna della Ceriola zu gelangen. 600 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Von hier hast du einen ganz tollen Rundumblick über ganzen See. Der Zugbegleiter erzählt dir unterwegs Wissenswertes von der Gegend und begleitet dich bei deinen Ausflügen. Doch meistens leider nur auf Italienisch.

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Das nördliche Ufer ist erreicht
Der Zug wendet in Pisogne, einem kleinen mittelalterlichen Dorf inmitten der Berge mit Blick auf den See. Wenn du dort angekommen sind, solltest du einen Besuch der Kirche Santa Maria della Neve mit ihrer wunderschönen und strengen weißen Marmorfassade und den Fresken von Romanino nicht verpassen. Erkunde anschließend das Labyrinth der engen Gassen und bestaune auf der Piazza Corna Pellegrini den Torre del Vescovo. Während du unterwegs bist, brutzelt und dampft es in der Zugküche. Für dich wird ein leckeres Essen vorbereitet. Aber wo ist denn die Küche? Das haben mich schon viele gefragt. Das Geheimnis wird sich sehr bald von selbst lüften. Noch während du am Bahnsteig stehst, rangiert der Zug bereits auf ein anderes Gleis. Hier steht ganz unscheinbar ein historischer Güterwaggon. Und siehe da! Darin versteckt sich die Küche. Am Abend bist du wieder in Iseo zurück. Jetzt kannst du nochmals am besten ganz in Ruhe das Städtchen erkunden und vielleicht auch hier zu Abendessen.

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