Die Ingenieure verbrachten Stunden, um so ein Prachtstück zu entwickeln. Doch von dem durchschlagenden Erfolgskonzept ahnten sie noch nichts. Sie wollten einfach ein Nutzfahrzeug auf der Basis der Fahrsicherheit eines PKWs konstruieren. Der Komfort und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten sollten auch eine große Rolle spielen. Ein Rahmenbodenchassis mit tragender Mittelkonsole brachte Stabilität, schuf Platz für Technik und Gepäck und sparte Gewicht. Sein innovatives Konzept ist die Grundlage für den Erfolg gewesen. Die Zuverlässigkeit, Robustheit und ein damals noch konkurrenzloses Netz an Service-Werkstätten begeisterten die Busunternehmer. In Verbindung mit einem recht großen Lenkeinschlag erzielte der Bus eine überzeugende Agilität. Sein Wendekreis von nur 16 m faszinierte jeden Käufer und war im Alltag ganz klar im Vorteil vor den anderen Marken. Ob nun als Stadt-, Überlandlinien- oder sogar als Fernreiseomnibus. Letzteres sogar im Hinblick auf die zu erwartende Reiselust der Deutschen.
Im Dezember 1954 rollte das erste Fahrzeug vom Band. Bis in die siebziger Jahre weltweit genau 29586 Stück. Etwa zwei Drittel in Deutschland und ein Drittel in Brasilien. Das Fahrzeug war überhaupt das Beste seiner Zeit. Es war ein Exportschlager. Weltweit ein Botschafter der Marke Benz sowie der damaligen deutschen Qualitätsarbeit. Doch danach knüpfte das nächste Erfolgsmodel – der O302 mit insgesamt 32.281 Einheiten an. Dazu später mehr. Zurück zum O321 H. Der Bus war einer der ersten mit Heckmotor. Das H ist das Kennzeichen für den Heckmotor. Kurze Zeit später folgte die Version HL (Heckmotor-Large), welche 150 cm länger war. Das erste Facelifting erfolgte bereits 1957 und das zweite in 1961. Hier wurden u.a. die Frontscheiben nach oben vergrößert, was selbstverständlich eine bessere Sicht für Fahrer und Fahrgäste gewährte. Beim Reisebus zogen sich die Fenster bis in die Dachwölbung hinein. Der Panoramabus war geboren. Auf Wunsch gab es auch ein Schiebedach für den Frischluft-Genuss. Das war damals das non plus Ultra. Wohin mit dem Gepäck der vielen Reiselustigen? Das Kofferraum-Volumen wurde den Gepflogenheiten der Gäste angepasst. Im Inneren sorgten Gepäcknetzte für die Unterbringung der kleinen handlichen Utensilien, wie Handraschen und Mäntel.
Daimler Benz lieferte diesen Typ außerdem auch ohne Aufbau, nur mit Motor und Front, an Fremdkarossen-Aufbaufirmen aus. So auch der „Grüne Ernie“. 1962 von der Firma Steib für das Düsseldorfer Reiseunternehmen „Erni-Reisen“ auf das Chassis von Mercedes aufgebaut. Steib war eine der wenigen Firmen, die die zu der Zeit hochmodernen, gebogenen Panoramascheiben in einen Bus einbauen konnten. Auch eine Düsenbelüftung sorgte damals für Furore im Reiseverkehr. Der Schriftzug „Erni“ war früher hindeutend auf die Firma. Heute trägt er den Spitznamen „Grüner Erni“ eher wegen der schon damals auffälligen Lackierung. Mit diesem Bus fuhren deine Oma, Opa, Papa und Mama zur Schicht und in die Ferien. Du kannst auch damit fahren. So die Zeit erleben als in Deutschland das Reisefieber ausbrach. Fahrten in die deutschen Landschaften, an den Rhein oder in die Berge und zu den Nachbarn in Holland und Österreich sind beliebt! Sogar bis nach Italien und Spanien ging die Reise.