Auf deinen Weg in den Süden mache unbedingt einen Stopp in Bellinzona. Jeder Eurocity und Intercity als auch die Regionalzüge halten hier. Funktionierende Schließfächer und saubere Toilette sind vorhanden. Bellinzona ist ganz bestimmt die italienischste Stadt der Schweiz. Für den Süden ist die Stadt im Nadelöhr bis heute der Schlüssel zu dem Land hinter den Alpen. Für den Norden aber auch gleichzeitig das Tor zu Italien.
Entdecke eine wahrhaft geschichtsträchtige Stadt im Schweizer Tessin, gelegen an der Gotthardstrecke. Die alte Stadtmauer ist noch erhalten. Ebenfalls die damaligen Burgen. Die «Tre Castelli» sind das Wahrzeichen der Tessiner Hauptstadt und gehören mittlerweile zum UNESCO-Welterbe. Sie sind bedeutende und eindrucksvolle Zeugen der mittelalterlichen Befestigungs-baukunst im Alpenraum. Der Besuch der Burgen kostet keinen Eintritt. Nur wenn du die Museen innerhalb der Festungen besuchen möchtest, musst du ein Obolus zahlen. Von den drei Burgen hast du ein herrliches Panorama über die Stadt sowie über die umliegenden Berge bis hin zum Lago Maggiore. Die engen Gassen, wo der Wind durchpfeift, die Piazza und Hinterhöfen als auch das neoklassische Logen-Theater und die einfühlsam restaurierten alten Häuser erzählen den Besuchern die Geschichte einer lombardischen Kunst- und Kulturstadt. Die reich verzierte Patrizierhäuser und schöne Kirchen haben Geschichte erlebt und können Geschichten aufschreiben. Doch hinter den mittelalterlichen Fassaden verbirgt sich das aktive Leben einer heute modernen Stadt. Zahlreiche Boutiquen, Fachgeschäfte mit regionalen Köstlichkeiten und Straßencafés laden Bummeln mit Verweilen ein. Der allwöchentliche Höhepunkt ist der Samstag der große Wochenmarkt im historischen Stadtzentrum. Bauern aus der Region preisen hier ihre meistens Bioprodukte an.
In einer Talenge am südlichen Zugang zu den Alpenpässen Gotthard, San Bernardino und Lukmanier ist Bellinzona seit jeher von großer Bedeutung. Strategisch gelegen auf der alten Handelsstraße nach Rom, sorgten die stets wechselnden Stadtherren für gewaltige Zolleinnahmen und „Blüten für die Stadt“. Nicht nur heute, sondern auch schon früher, wussten die „Politiker“, wie man wem abzocken kann. Bellinzona entwickelte sich im Laufe der Geschichte zu einem wichtigen Handelsort. Die taktisch wichtige Bedeutung der Stadt hatten bereits die Römer erfasst, die hier im 1. Jh. erstmals ein Kastell errichteten. Aufgrund ihrer strategischen Lage war Bellinzona stets ein stetiger Zankapfel der Nation. Ein jeder wollte von dem Kuchen etwas abhaben. So eroberten die Langobarden aus dem Süden die Stadt im 5.Jh.. Doch bereits 590 n. Chr. kamen die Franken aus dem Norden. Bis in das Mittelalter wurde die Stadt sukzessive zu einer lange uneinnehmbaren Festung ausgebaut. Dabei wechselte die Stadt ständig ihrem Besitzer, bis dann die Mailänder Herzöge Giovanni und Luchino Visconti 1340 die Stadt die Regie übernahmen. Sie wollten die Stadt zu keiner Zeit verlieren und rüsteten sie deshalb stark auf. So entstanden als Verteidigungslinie gegen Norden die drei Burgen, von West nach Ost das Castelgrande, Castello di Montebello und Castello di Sasso Corbaro. Die Mailänder Herrschaft dauerte fast 250 Jahre. Dann gelang es dem Franzosen-König Ludwig XII. 1499 Bellinzona in Besitz zu nehmen. Die Einwohner aber clever und verkauften ihr Hab und Gut, also die Stadt, heimlich an den am 01.August 1291 gegründeten Schweizer Eidgenossenbund. Nach der Überlieferung schworen sich die zunächst drei Talgemeinschaften Uri, Schwyz und Nidwalden gegenseitige Unterstützung. Die Eidgenossenschaft wurde immer mächtiger und breitete sich wie ein Feuer aus. Im Ewigen Frieden von 1516 gaben die Franzosen Bellinzona an die Schweizer zurück. Dennoch versuchte Frankreich immer wieder, sie zurückzukaufen, was die Ur-Schweizer mit Erfolg ablehnten.